Wenn auf der Visitenkarte plötzlich Euro-Referent steht

20 Jahre sind eine lange Zeit! Die Ablösung des Schilling und die Einführung von Euro-Bargeld in Österreich war aber auch ein großes Ereignis. Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit der Währungsumstellung?
Als ich mich 1997 bei der OeNB beworben habe, warf der Euro bereits seine ersten Schatten voraus, und das war einer der Hauptgründe, mich für die Notenbank zu interessieren. Ich dachte nicht daran, direkt mit der Einführung der neuen Währung zu tun zu haben, wollte aber Teil der Institution sein, die dieses wesentliche europäische Fundament setzt. Ab 2001 war ich dann plötzlich Teil des Kernteams und das war ein unbeschreiblicher Moment.
Waren Sie persönlich in die Vorbereitungsarbeiten für die neue Währung eingebunden? Welche allgemeinen Erwartungen hatten Sie damals?
Als Assistent des damals zuständigen Direktors, Alfred Scherz, war ich dafür zuständig, überall dort mitzuhelfen, wo Not am Manne war. Plötzlich stand auf meiner Visitkarte „Euro-Referent“ und ich tat Dinge, die ich nie zuvor gemacht habe. Insbesondere die Kommunikation mit unterschiedlichen Zielgruppen war extrem spannend. Die Erwartungshaltung des ganzen Landes war gewaltig. Alle haben mit Argusaugen auf uns geschaut und mit uns gehofft, dass alles gut geht. Durch diese nationale Kraftanstrengung waren plötzlich auch undenkbare Dinge möglich und Türen gingen auf, es wurde aber auch viel Verantwortung an die OeNB delegiert.
In der Silvesternacht von 2001 auf 2002 wurden Punkt Mitternacht die ersten Euro-Banknoten und -Münzen ausgegeben. Wann haben Sie das erste Mal den Euro in Händen gehalten und wissen Sie noch, was Sie damit gekauft haben?
In den letzten Monaten vor der berühmten Silvesternacht war eine große Plexiglastafel mit eingeschweißten Euro-Banknoten und -Münzen meine ständige Begleiterin, da ich teilweise mehrere Präsentationen an einem Tag hatte. So konnten wir die Neugier befriedigen ohne Gefahr, dass etwas verschwindet. Das wäre ein unglaublicher Gesichtsverlust gegenüber der EZB gewesen. Jede Banknote und jede Münze wurde wie ein Edelstein behandelt.
Da die Bankomaten natürlich nicht alle exakt um Mitternacht umgestellt werden konnten, haben wir uns für einen gewissen Vorlauf entschieden und so konnten wir auf dem Weg vom Otto-Wagner-Platz zum Container am Rathausplatz bereits am frühen Abend die ersten „privaten“ Euros beim Bankomat abheben – ein unglaublicher Moment. Das erste Mal bezahlt habe ich dann beim Mittagessen mit meiner Familie im Restaurant Fratelli am 1.1.2001 – und auch gleich Euros als Wechselgeld zurückbekommen.

Wie war es für Sie, keinen Schilling mehr zu haben? Und wie lange haben Sie im Kopf die Euro-Preise noch aufs alte Geld umgerechnet?
Da wir uns Anfang 2002 entschieden haben, mit dem Euro-Bus einen weiteren entscheidenden Schritt auf die Bevölkerung zuzugehen, hat für mich mein intensiver beruflicher Kontakt mit dem Schilling(-tausch) sogar erst danach begonnen. Das hat mich dann fast 20 Jahre begleitet.
Im privaten Bereich habe ich nie umgerechnet – wir haben immer empfohlen, es nicht zu tun und Preisvergleiche eher zwischen aktuellen Euro-Preisen zu machen. So habe ich es auch privat gehalten.
Welches Erlebnis oder welchen Moment verbinden Sie am meisten mit dem Euro?
Der Moment zu Silvester, als aus ganz Österreich die Infos eingetrudelt sind, dass alles funktioniert – wir hatten es tatsächlich geschafft!
Der Euro macht Urlaubsreisen in die anderen Euro-Länder viel einfacher und auch billiger. Ebenso lassen sich die Preise im Internet leichter vergleichen als früher. Bedeuten Ihnen diese Vorteile etwas oder ist es halt so, wie es ist?
Ich finde es faszinierend, wie schnell wir uns an all diese Vorteile gewöhnt haben. Durch den Euro wurden viele Vorteile, die der EU-Beitritt gebracht hat, erst für den Großteil der Bevölkerung erlebbar. Für mich ist Euro jedoch nicht nur ein praktisches Instrument, um Vorteile zu lukrieren, sondern eine Herzensangelegenheit.